Sie sind hier: Österreich Aktuelles 2024
Österreich und der illegale Welpenhandel: Jährlich über 50.000 Hunde unbekannter Herkunft nachgefragt |
|
|
|
Neuer
VIER PFOTEN Bericht schätzt Marktwert des lukrativen Geschäfts auf
mindestens 1,1 Millionen Euro, europaweit auf 4,6 Milliarden Euro
Die
Nachfrage nach Hunden ist in Europa in den letzten Jahren rasant
gestiegen, wie ein neuer Bericht von VIER PFOTEN zeigt. Den Berechnungen
der Tierschutzorganisation zufolge liegt die Zahl allein in Österreich
bei über 72.000 Tieren jährlich.
Bei über 50.000 davon, also
rund 70 Prozent, ist die genaue Herkunft unbekannt. Kriminelle Netzwerke
profitieren von diesem Trend und erzielen hohe Gewinne durch die
intensive Zucht beliebter Hunderassen unter schrecklichen Bedingungen
und dem Onlineverkauf illegal importierter und oftmals viel zu junger
Welpen.
Der durchschnittliche Preis pro Welpe liegt
hierzulande bei etwa 1.600 Euro, was zu den höchsten in Europa gehört.
Für Österreich wird der Marktwert des Welpenhandels laut der VIER PFOTEN
Studie auf mindestens 1,1 Millionen Euro geschätzt, für ganz Europa auf
unglaubliche 4,6 Milliarden Euro.[1] Zwar dürfen in Österreich
nur behördlich gemeldete Züchter:innen online Tiere inserieren, es gibt
aber seitens der Kleinanzeigenplattformen keine Verpflichtung, diese
Zuchtmeldung zu prüfen. Darüber hinaus gilt freilich: Solange es EU-weit
keine einheitliche Gesetzgebung gibt, ist die Kontrolle des illegalen
Welpenhandels praktisch unmöglich. VIER PFOTEN fordert daher von
der EU strengere Maßnahmen. Dazu gehören eine verpflichtende
Kennzeichnung und Registrierung (K&R) aller Hunde und Haustiere
sowie Verifizierungssysteme für Kleinanzeigenseiten, die die
Registrierung von Tieren überprüfen, bevor Anzeigen geschaltet werden. Das
Ausmaß des illegalen Welpenhandels ist erschreckend. Hinter diesem
lukrativen Business steckt organisierte Kriminalität, ähnlich dem
Drogenhandel. Die Geschäfte der Welpenmafia bringen nicht nur
unendliches Tierleid, sondern auch ahnungslose Käufer:innen mit
potenziell kranken Hunden in Kontakt, die oft mit fehlenden oder
gefälschten Impfdokumenten verkauft werden. Viele dieser Hunde
sterben bereits kurz nach dem Kauf. Wir verfolgen diese Schicksale seit
Jahren, und es ist herzzerreißend, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin
Veronika Weissenböck.
Von einer Zucht kann man in den meisten
Fällen gar nicht sprechen, denn die Welpen werden unter den schlimmsten
Bedingungen regelrecht produziert und vermehrt oft in völlig
verdreckten alten Gebäuden in Osteuropa. Die Muttertiere fungieren als reine Gebärmaschinen und vegetieren vor sich hin, um ihre Gesundheit kümmert sich niemand. Die
Dringlichkeit des Problems zeigt sich auch an der Tatsache, dass
Europas Kleinanzeigen-Plattformen mit Tieranzeigen geradezu überschwemmt
werden: In einigen Ländern werden täglich über 2.000 neue Hundeanzeigen
auf Webseiten hochgeladen; Spitzenreiter ist übrigens Polen, wo es
täglich sogar über 4.000 sind. Angesichts der hohen Gewinne,
fehlender Verifizierungstools auf den meisten Kleinanzeigeseiten und des
geringen Risikos einer strafrechtlichen Verfolgung sind die Anreize für
den illegalen Welpenhandel derzeit natürlich groß. Dem kann
allerdings Einhalt geboten werden: Dazu müssten die EU-Abgeordneten eine
entsprechende EU-Verordnung verschärfen. Der zuständige Ausschuss für
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) wird demnächst
Vorschläge erarbeiten. Das ist laut Weissenböck auch bitter
nötig: Wir haben mit unserem Bericht Lösungen gezeigt, die auf bereits
bestehenden Gesetzen aufbauen und auf die gesamte EU ausgeweitet werden
können, was einen vollständig regulierten, rückverfolgbaren Handel
möglich macht. Davon würden nicht nur Millionen Tiere, sondern auch
Millionen europäische Verbraucher:innen profitieren. Die
europäischen Bürger:innen sprechen sich in sämtlichen Umfragen
regelmäßig für eine Verbesserung des Tierschutzes in der EU aus. Wir
fordern die EU-Abgeordneten auf, das Vertrauen ihrer Wähler:innen nicht
zu enttäuschen. Sie müssen ihr Mandat nutzen, um das Leid der Tiere
endlich zu beenden, appelliert VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika
Weissenböck. [1] Der in der Berechnung verwendete Durchschnitt der
Welpen pro Verkaufsanzeige beruht auf 81 % der untersuchten Inserate, in
denen eine konkrete Anzahl der Welpen genannt wurde. In den übrigen 19 %
der Inserate wurde angegeben, dass mehrere Welpen zum Verkauf stehen,
ohne eine genaue Anzahl zu nennen für diese Inserate haben wir mit
jeweils 2 Welpen gerechnet. Stichtag für die Gesamtanzahl der live
geschalteten Verkaufsinserate für Welpen: 7.11.2024.
Weitere Meldungen
|