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ZZF-Forum der Heimtierbranche: Mit „magischen Momenten“ mehr Erlebnis auf die Fläche bringen

„Uns weht von vielen Seiten ein starker Wind ins Gesicht. Wir müssen unsere Segel neu ausrichten“, machte Verbandspräsident Norbert Holthenrich zum Beginn des ZZF-Forums deutlich.

Welche neuen Kurse die Heimtierbranche in Zukunft einschlagen kann und wie der stationäre Zoofachhandel ein Anziehungspunkt für Tierhalter bleibt, zeigte die Fachtagung zum Thema „Magische Momente im Zoofachhandel“, die am 19. und 20. März in Niedernhausen stattfand: Wow-Effekte im Zoofachhandel, Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz sind Möglichkeiten, immer wieder solche magischen Momente für Kundinnen und Kunden zu erzeugen.

Wow-Effekte im Zoofachhandel



Die Heimtierbranche traf sich am 19. und 20. März 2024 zum ZZF-Forum in Niedernhausen
Erlebnis statt Ergebnis pro Quadratmeter: Die neue Rolle der stationären Fläche hob Dr. Johannes B. Berentzen von der BBE Handelsberatung in seiner Keynote hervor. Anhand von vielfältigen Beispielen forderte der Strategieberater ein stringentes Umdenken von der Bedarfsdeckung zur Bedarfsweckung: Die Verkaufsfläche könne durch Elemente wie Store-Design, Multisensorik, Serviceangebot, In-Store-Events oder Gamifikation zum Erlebnisort werden. Dem Fachhandel empfahl Berentzen, Freiräume für innovative Konzepte zu schaffen und Kooperationen einzugehen.


Frei fliegende Aras und Alligatoren: Wie das „Erlebnis“ auf der Fläche früher aussah, daran erinnerte Thomas Bangel, seit über 30 Jahren Zoofachhändler mit Leib und Seele, im Gespräch mit ZZF-Moderatorin Antje Schreiber. 

Heute sei das zum Glück nicht mehr denkbar, stellte der Geschäftsführer von Megazoo-Alpha klar. Die Branche entwickele sich im „herzwarmen Bereich“ – das Tierwohl steht an erster Stelle, Mitarbeiter tragen Tierliebe im Herzen, Züchter werden auf Herz und Nieren geprüft. Mit viel Humor gab Bangel Einblicke in die für ihn sehr „familiäre Branche“, sprach über Tierschutz, Kundenberatung und zunehmende Herausforderungen.

„Adopt, don’t shop“ ist ein Trend aus den USA, der auch bei uns spürbaren Zuspruch erfährt. Immer mehr Tierhalter möchten mit der Anschaffung ihrer Tiere etwas Gutes tun. Geschäftsführerin Heike Mundt hat dieses Konzept in ihrem Papageienpark Bochum bereits umgesetzt: Sie verkauft nicht nur Vögel, sondern nimmt auch Abgabetiere auf, die an geeignete Tierhalter vermittelt werden. Der Zoofachhandel mit seiner „tierischen Erfahrung“ und seiner Leidenschaft für Heimtiere, zeigte Mundt auf, solle sich für dieses Thema öffnen.

Nachhaltigkeit in der Heimtierbranche

Was die Branche in Zukunft ebenfalls bewegen wird, ist Nachhaltigkeit – ein Thema, das auch das ZZF-Forum aus verschiedenen Perspektiven beleuchtete. Claude Schuhmacher wies auf die immer lauter werdenden Stimmen aus der Öffentlichkeit hin, die eine Abschaffung der Meerwasser-Aquaristik fordern. Als Geschäftsführer einer der größten Korallenfarmen in Europa, die derzeit mehr als 230 Korallenarten züchtet, plädierte er zum einen für die qualifizierte Ausbildung des Fachpersonals und die Zertifizierung von Fachbetrieben sowie für einen langfristigen Kundensupport. Zum anderen müsse die Branche offener kommunizieren, besonders, was die Transparenz über Haltung und Herkunft der Tiere betreffe.

„Unser Ziel ist, Nachhaltigkeit im Zoofachhandel sichtbar zu machen“, erklärte Andreas Müller, Projektleiter der Nachhaltigkeits-Initiative bei Interquell Petfood. Der Zoofachhandel sei mit seinem aktuellen Angebot nicht ausreichend auf die, vor allem jüngere, Zielgruppe mit ihrer wachsenden Affinität für nachhaltige Produkte vorbereitet. Gemeinsam mit Henning Klukkert von Demeter-Felderzeugnisse stellte Müller die Greenbox vor, ein modulares POS-Konzept mit Produkten, „die auf Tierwohl setzen und eine Tierhaltung fördern, die unsere Welt und nachfolgende Generationen im Fokus hat.“ Die Greenbox ist ein Zusammenschluss der „Friends of Nature“ mit den Anbietern Interquell (Goood), Demeter Felderzeugnisse (defu), Hunter und Eat Small.

Beim anschließenden Podiumsgespräch über nachhaltige Heimtiernahrung, Verpackung und die Green Claims Directive tauschte sich Andreas Müller mit Moderatorin Antje Schreiber und dem Greenologen Klaus Wagner aus. Im Mittelpunkt standen die Auswirkungen einzelner Komponenten wie Rezepturen mit geringerem Fleischanteil auf die Ökobilanz von Heimtierfutter. 

Ob Bio-Anbau, alternative Proteinquellen oder nachhaltige Verpackung – Diplom-Agraringenieur Wagner betonte, Nachhaltigkeit müsse und dürfe nicht teuer sein. Sein Hinweis, dass Hersteller ihre Werbeaussagen bereits vor Inkrafttreten der Green Claims Directive, der Richtlinie der Europäischen Union für umweltbezogene Aussagen, auf den Prüfstand stellen sollten, bildete den Abschluss des ersten Tages.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz als Wachstumstreiber

Jedes achte Unternehmen in Deutschland hat im letzten Jahr künstliche Intelligenz genutzt oder getestet. Die unglaublich rasante Entwicklung von generativer KI – ihre Chancen und Möglichkeiten für die Heimtierbranche – bildeten am zweiten Tag den Fokus der Veranstaltung. 

Kunden online finden, Kunden offline binden: Wo kann Digitalisierung bei der Akquise helfen, wo ist maschinelle Unterstützung sinnvoll? Wie gewinnt die Heimtierbranche mit KI neue Vertriebspartner? Diesen Fragen ging Unternehmensberater Markus Milz, Managing Partner bei Milz & Comp, nach. 

Eine weitere Strategie, zusätzliche Vertriebskanäle zu generieren und das Verkaufsvolumen auf nationaler und internationaler Ebene zu erhöhen, sind digitale Marktplätze. Sales Managerin Viola Trabold stellte den Kaufland Global Marketplace vor und verriet Tipps und Tricks wie Händler mit Bildern, Texten und Automatisierungen online sichtbar werden.

Künstliche Intelligenz wird auch in der Heimtierbranche zum Gamechanger im Marketing: Björn Schneider, Geschäftsführer der Digitalagentur Construktiv, ermutigte die Teilnehmer, sich an den Einsatz von künstlicher Intelligenz heranzutasten – selbst kleine Teams könnten mit den heute bereits verfügbaren Tools enormen Output liefern. 

Die vorgestellten Case Studies zeigten praxisnah, wie sich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Bilder und Videos erstellen, Texte auf Websites optimieren oder mit Virtual Influencern neue und freie Formen der Brand Communication umsetzen lassen. Als Beispiel für „Magical KI im Zoofachhandel“ können Chatbots die Kundenbindung erhöhen und ein positives Kundenerlebnis auslösen.

Dass auch künstliche Intelligenz die am ersten Tag der Veranstaltung thematisierten „Wow-Effekte im Zoofachhandel“ initiieren kann, zeigte Frederic Kerber im abschließenden Vortrag des ZZF-Forums. 

Der Leiter des Innovative Retail Laboratory beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) stellte den digitalen Markt der Zukunft vor: Neue Formen der Interaktion mit dem Kunden, zum Beispiel virtuelle Assistenten oder personalisierte Empfehlungen direkt am Regal, können das Einkaufserlebnis im stationären Ladengeschäft intensivieren und beispielsweise zur Aufklärung über eine tiergerechte Heimtierhaltung beitragen.

Das ZZF-Forum 2024 präsentierte „Magic Moments im Zoofachhandel“ und sorgte auch für ganz viele magische Momente im Rahmen der Veranstaltung: durch inspirierende Vorträge, beim gemeinsamen Austausch und Netzwerken oder mit wertvollen Impulsen für den Zoofachhandel. Das nächste ZZF-Forum ist für den 1. und 2. April 2025 in Niedernhausen geplant.



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